Die Vereinsgeschichte des TuS Zetel e.V.
Es ist schon erstaunlich und bemerkenswert, dass 6 unternehmungslustige Männer diesen Aufruf erstellt haben, in einer Zeit, in der die Menschen weit mehr Stunden am Tage gearbeitet haben, als wir es uns heute vorstellen können.
In Zetel gab es damals viele Ziegeleien, Textilfabriken, Webereien und Färbereien, Schuh-, Hausschuh- und Holzschuhfabriken, Sägereien und Windmühlen und im häuslichen Umfeld Hunderte Webstühle in Heimarbeit.
Vereinsgeschichte
Johannes Pries, der Gründer des Vereins
Am 13. Januar 1888 wurde der Verein TV „Gut Heil“ aus der Taufe gehoben. Initiator war Johannes Pries, der auch 1.Vors. des Vereins wurde. Schwierigkeiten bei der Gerätebeschaffung und die Suche nach geeigneten Übungsräumen waren die ersten Probleme. Jahrelanger Wechsel der Übungsstätten bewirkte das Verlangen der Vereinsmitglieder, eine eigene Turnhalle zu schaffen, in der man optimale Voraussetzungen finden würde für gutes Turnen.
Der 1. Weltkrieg
Der 1.Weltkrieg 14/18 kam dazwischen und legte das turnerische Leben in Zetel lahm oder beschränkte sich auf ein Mindestmaß. In den Jahren um 1920 kam wieder eine starke Aktivität zum Vorschein. Die Jahre der Entbehrung war vorbei, die Männer waren wieder in der Heimat und unternehmungslustiger denn je. Der Sport rückt wieder ins Leben. In Zetel wird das Verbandsturnfest vorbereitet und durchgeführt. Vorbereitungen für den im Juli 1920 stattfindenden „Eilbotenlauf“, eine Vorform des späteren „Urwaldlaufes“ werden getätigt. Im gleichen Jahr wird unter der Leitung der Lehrerin Frl. Freese die erste Damenabteilung gegründet.
Johannes Pries wird Ehrenvorsitzender
Johannes Pries wird Ehrenvorsitzender
Idee einer eigenen Turnhalle
1924 tauchen die ersten Ideen für den Bau einer eigenen Turnhalle auf. Der damalige 1.Vors. Carl Meyer drängte zur Verwirklichung des Vorhabens – eine eigene Halle – und treibt durch verschiedene Aktionen die Vorbereitungen an; z. B.:
- Eingabe an das Oldbg. Ministerium wegen Genehmigung einer Lotterie zum Zwecke des Hallenbaus.
- Verschickung von Bausteinen (Dank für finanzielle Unterstützung d. Nachbarvereine).
- Die Idee einer Zeichnungsliste für Spenden aus der Bevölkerung.
- Die Aufnahme von zinsgünstigen Geldern bei der Oldbg. Brandkasse.
- Er erwirbt in zähen Verhandlungen mit der Gemeinde ein Grundstück an der Urwaldstraße (heutige Oldenburger Straße) für Halle und Turnplatz.
- Er organisiert Werbeabende und ein Volksfest zugunsten des Hallenbaus.
- In der Inflationszeit 1923/24 legt er die Überschüsse aus den Veranstaltungen in = R e i s v o r r ä t e = an, um sie später als Grundlage für den Hallenbau zu verkaufen.
Neue Turnhalle zeigt enorme Wirkung auf das Frauenturnen
Die neue Turnhalle hat eine enorme Wirkung auf das Frauenturnen. Immer mehr Frauen bitten um Aufnahme in den Verein.
1928 gibt es schon eine Mädchenriege, eine Frauenabteilung und eine „ Alte Damen-Riege“. Die Frauen beeindrucken durch ihre Vielseitigkeit.
Beim Schauturnen begeistert die gern gesehene Ballettriege, sie beteiligen sich bei Gerätewettkämpfen und Gymnastikvorführungen, sie holen sich Siege bei den Faustballspieltagen in Oldenburg und Wilhelmshaven.
Neue Sportarten locken Männer
Das Männerturnen nimmt ständig ab, man wechselt zu den Sportarten Fuß-, Hand-, Faust- und Schleuderball, Boßeln und Klootschießen. Alle diese Sportarten locken die Männer weg vom Reck und Barren.
Im Vordergrund stehen jetzt die Schleuderballer, die für lange Zeit das Aushängeschild für den TuS Zetel werden. Erst 1926 begann es in Zetel mit dieser Sportart. Zuerst spielte eine Schulmannschaft gegen eine Jugendauswahl. Doch in den 30er Jahren kam der Durchbruch zu den schon vorhandenen Spitzenmannschaften.
Parteilose Vorstandsmitglieder müssen weichen
In den Jahren nach 1933 kommen die unseligen Zeiten der Abhängigkeiten und Fremdzwänge. Der politische Umschwung erfasst auch den Turnverein. Parteilose Vorstandsmitglieder müssen weichen. Aus dem Vorsitzenden wird ein Vereinsführer. Die Beteiligung am Pflichtsportjahr wird angeordnet. Befohlen wird unter Strafandrohung die Beteiligung am Gebietsturnfest.
Neubeginn nach 1945 (Ende des 2.Weltkrieges)
Schon wenige Monate danach wurden die ersten Turnvereinsversammlungen abgehalten. Es gab zuerst einen Turn u. Sportverein Friesische Wehde, bevor man in den einzelnen Gemeinden eigenständige Vereine wiedererstehen ließ.
Zetel bekam einen neuen Namen: Turn und Sportverein Zetel, kurz TuS Zetel.
Nach dem 2.Weltkrieg 1939/45 wurde auch im Schleuderball unter dem neuen Namen TuS Zetel um Erfolge gerungen. Man wurde Landesmeister und wiederholte dies noch 5 mal. Der erfolgreichste Schleuderballer des Vereins war der 3-malige Deutsche Meister im Schleuderballweitwurf Hans Plaküter (genannt Rolfs).
1970 löste sich die Abteilung vom TuS Zetel und gründete 1974 den eigenständigen Verein SBV Zetel unter dem Vorsitz von Wilhelm Bödeker.
Der traditionelle Urwaldlauf wird wieder durchgeführt. Der Übungsbetrieb im Schleuderball, Faust-, Fuß- und Handball sowie in der Leichtathletik wird wieder aufgenommen. Emil Eden bleibt 1. Vors. Der Betrieb der Geräteturner findet wieder in der hergerichteten eigenen Halle statt. Die Kinderturnabteilungen zählen 40 Mädchen und 20 Jungen. Die Leichtathleten nehmen an Wettkämpfen in Neuenburg, Oldenburg, Westerstede, Jever und Cäciliengroden, sogar in Wesermünde teil. Selbst eine Boxabteilung tritt auf Werbeveranstaltungen in Erscheinung, auf denen Kämpfer aus Oldenburg, Rastede, Varel und Wilhelmshaven im Saal bei Wilkenjohanns beteiligt sind. Eine TT –Abteilung mit 40 Mitgliedern wird in den TuS eingegliedert.
Handballsport verlagert sich nach Neuenburg
Der Handballsport verlagert sich seit 1948 ganz nach Neuenburg.
Das Anwachsen durch neue Mitglieder bringt das Problem der Hallen und Sportplatzfrage. Der TuS verkauft seine eigene Halle und stellt den Erlös der Gemeinde als Darlehen zur Verfügung. Sammlungen werden veranstaltet, um noch mehr Geld aufzutreiben.
Emil Eden wird Ehrenvorsitzender
Emil Eden wird Ehrenvorsitzender
Einweihung des Esch-Stadions
1952 wird das Esch-Stadion eingeweiht.
Die neue Halle am Stadion
1954 steht die neue Halle am Stadion den Schulen und Vereinen zur Verfügung.
zukunftsweisende Entscheidung – Das Naturfreibad
Und noch eine positive „zukunftsweisende“ Entscheidung wird von der Gemeinde getroffen: Sie stellt Geld zur Verfügung, um auf dem Driefeler Esch ein Freibad erstellen zu lassen, das dann vom TuS in eigener Regie übernommen wird. Dieses Aufgabengebiet ist seit Jahrzehnten ein wichtiges Aktionsfeld des TuS geworden.
Nachdem die Turnhalle und das Freibad in Betrieb genommen worden sind, tritt ein Wilhelmshavener Sportler in Erscheinung: H a n s H a r m s. Er wird Oberturnwart im TuS und Schwimmmeister im Freibad.
Eine aktive und fruchtbare Arbeit in Zetel beginnt. Zusammen mit seiner Frau Charlotte nutzen sie die neuen Möglichkeiten in der neuen Halle und erweitern das Angebot des Vereins im Kinder-, Jugend-, Frauenbereich u. in der Leichtathletik. Der TuS Zetel wird zu einem der erfolgreichsten Vereine im Kreis Friesland. Die Schleuderballer erweitern die Bekanntheit des TuS über die Kreisgrenzen hinaus.
Neue Aktionen werden ins Leben gerufen
Ab 1965 wird der Breitensport das Hauptanliegen des TuS.
Ins Leben gerufen werden die Aktionen:
- Sportabzeichen für Jedermann
- Goldener Fisch
- Goldener Schuh
Die Halle am Stadion platzt durch Überangebote aus allen Nähten. Die starke TT-Abteilung muss ihren Übungsbetrieb auf auswärtige Lokale ausdehnen. Alles warte ungeduldig auf die neue Großraumhalle an der Hauptschule.
Einweihung der Sporthalle mit einem Schauturnen
Im September 1973 wird endlich mit einem Schauturnen die Sporthalle eingeweiht. Neue Abteilungen werden jetzt im Verein gegründet: Badminton, Basketball u.Volleyball, Babyturnen, Mutter und Kind-Turnen, neue Jungen- und Frauengruppen.
In der folgenden Zeit bewegt sich der TuS auf den Gesundheitssport zu. Zuerst wird eine Koronargruppe ins Leben gerufen, die große Unterstützung durch die Ärzteschaft erfährt. Im Laufe der Zeit kommen diverse andere Gesundheitsgruppen hinzu.
Boom an Beitritten
Die Schauturnen 1982 und 1985 bewirken einen wahren Boom an Beitritten, der sich dahin auswirkt, dass der TuS zum 100 jährigen Jubiläum 1988 fast an der 1000er Marke angelangt ist. Der TuS steht an der Schwelle zum Großverein.
100 jähriges Bestehen des Vereins
Ein Ausschnitt aus der Festzeitschrift zum 100jähr. Bestehen des Vereins im Jahr 1988 auf Seite 22 besagt folgendes:
Diese Entwicklung, diese Expansion geht vor allem auf das Wirken, auf den unermüdlichen Einsatz eines Mannes zurück: auf den seit 27 Jahren amtierenden Ersten Vorsitzenden Heinz Sopalla. Er hat den Verein in diesen Jahren mit großem Geschick und persönlichem Engagement zu der Bedeutung geführt, die der TuS heute im Ort besitzt. Heinz Sopalla hat viele neue Abteilungen ins Leben gerufen und die geeigneten Übungsleiter dafür angesprochen und motiviert. Er hat bei Verzagtheit und Resignation Mut zugesprochen und zum Weitermachen ermuntert, er kennt jede der mittlerweile 23 Abteilungen und weiß um ihre Zusammensetzung und Probleme. Heinz Sopalla ist präsent, wenn es um Anschaffungen von Sportgeräten geht, er kümmert sich um die Belohnung von Übungsleitern. Er organisiert die Sportabzeichenabnahme und hat in den letzten Jahren den Ausbau der Badeanstalt maßgeblich vorangetrieben. Ihm ist es zu verdanken, wenn der TuS heute den Stellenwert im Ort hat, der ihm von Zetels Bürgermeister Kammer in seinem Grußwort zugeschrieben wird, wenn er von der „interessanten Palette von Sportarten“ spricht, die der Verein der Bevölkerung bieten kann. Zudem verfügt Sopalla in seiner Dreierfunktion als TuS Vorsitzender, Sportausschuss-Mitglied und Leiter des Gemeindejugendringes über den Weitblick und die Kontakte, um den TuS als Großverein auf den Weg in die Zukunft zu führen.
Wann endet die Geschichte und wann beginnt die Neuzeit?
Beide gehen ineinander über, der Zeitpunkt verschwimmt.
Wann endet die Geschichte und wann beginnt die Neuzeit?
Beide gehen ineinander über, der Zeitpunkt verschwimmt.
Immer waren im Laufe der 133 Jahre Bestehen des „Gut Heil“ / TuS Männer und Frauen aktiv für den Verein tätig, die Aufgaben erfüllten, sich dem Zeitenwandel anpassten und vorausschauend handelten, den Anforderungen gerecht wurden und sich für ihre Mitmenschen einsetzten.
Hier seien nur die 1. Vorsitzenden der ersten 133 Jahre benannt:
1888 – 1920 Johannes Pries
1920 – 1923 Gerhard Boyn
1923 – 1924 Emil Eden
1924 – 1926 Carl Meyer
1926 – 1926 Albert Harms
1926 – 1927 Otto Hedwig
1928 – 1933 Heinrich Hobbiejanßen
1933 – 1934 Wilhelm Künnemann
1934 – 1951 Emil Eden
1951 – 1952 Arthur Lange
1952 – 1958 Anton Willers
1958 – 1960 Heinz Neugebauer
1961 – 1998 Heinz Sopalla
1998 – 2021 Gerold Wilksen
seit 2021 Anette Döring-Schulte
Ehrenvorsitzende:
Johannes Pries (1920 gewählt)
Emil Eden (1951 gewählt)
Heinz Sopalla (1998 gewählt)
Gerold Wilksen (2021 gewählt)
In der Geschichte spiegeln sich die zeitlichen und gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 2 Jahrhunderte wieder.
Immer wird es in so einem Großverein unterschiedliche Interessen geben, und die sollten auch immer wieder vertreten werden. Man sollte aber immer das Gesamtwohl des Vereins im Auge behalten.
Wer etwas vom TuS erwartet, sollte auch bereit sein zu geben.
Eine Rückbesinnung auf die Geschichte des Vereins könnte dabei helfen.
Zetel, den 23.9.2021